Ich denke, es bringt nichts, persönlich zu werden. Das richtet sich an alle. Für verletzten Stolz sehe ich auf beiden Seiten keinen Grund.
Wer das Ruder an eine neue "Generation" abgibt, muss sich damit abfinden, dass nicht alles beim Alten bleiben kann, sondern neue Impulse reinkommen und auch die Neuen ihre Handschrift hinterlassen wollen. Wer heute Orga ist, der ist ja nicht nur Verwalter, sondern auch Gestalter - ebenso wie die Orgas zuvor. Klar ist das mitunter eine bittere Pille, aber ich denke, die Fairness gebietet es, den Nachfolgern denselben Freiraum bei der Gestaltung des Viertels einzuräumen, den man sich auch selbst herausgenommen hat. Ja, Veränderung kommt - sie kam auch bisher schon, nie war das Viertel in einem Jahr genau so wie im vorangegangenen. Das sollte man nicht als eine "Zerstörung" von Althergebrachtem sehen, sondern als eine Weiterentwicklung - ob zum Guten oder zum Schlechten, das zeigt sich dann in der Praxis, so wie auch die äteren Ideen und Konzepte sich erst einmal bewähren mussten.
Andererseits: Wer Althergebrachtes verändert, muss sich auch der Kritik stellen, die das unausweichlich mit sich bringt. Insbesondere diejenigen, die schon Herzblut hineingesteckt und das Bestehende gemäß dem geformt haben, was sie für das Beste hielten, begegnen Neuerungen oft mit Skepsis. Ja, Orga zu sein ist ein undankbarer Job. Das war es aber für die "Alten" auch; sie mussten sich ebenfalls mit Kritik auseinandersetzen und andere von ihren Plänen überzeugen. Denn letztlich funktioniert nur, was von allen mitgetragen wird. Auch hier ist gekränkte Eitelkeit ein schlechter Ratgeber und eine "Das-ist-jetzt-halt-so"-Haltung weder ein eleganter noch ein effizienter Weg. Die Zweifel gilt es auszuräumen, wenn man auch die "Alten" mitnehmen will.
Also zwei Seiten derselben Medaille. Ich möchte euch allesamt bitten: Ruhig Blut. Führt diese Diskussion in vernünftiger Weise und schaut euch auch die andere Seite an. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, mit der am Ende alle leben können - aber nur, wenn es auch die Bereitschaft gibt, es einfach mal darauf ankommen zu lassen, die Ideen und Vorschläge auch in der Praxis zu testen. Ihr wisst ja: Kompromisse. Am Ende wird weder alles beim alten bleiben noch alles ganz frisch und neu werden können. Das wäre auch Mist, denn weder war in der Vergangenheit alles so makellos super, so dass man es unbedingt unverändert erhalten müsste, noch war alles so schlecht, dass man es komplett wegwerfen und bei Null anfangen sollte. Also bitte - ganz allgemein - Finger weg von so extremen Positionen. Wenn das Ganze auf Prinzipienreiterei hinauslaufen sollte, ist das der schnellste und direkteste Weg, das ohnehin schon geschrumpfte Viertel noch weiter zu spalten und am Ende vielleicht ganz zerbröckeln zu lassen.